Montag, 1. November 2010

Tag 33– 30. Oktober 2010 (Samstag)


06:00h in der Früh, was ist denn das? Ein Schiffsdiesel? Eveline rennt ans Fenster, öffnet die Vorhänge und da ist unmittelbar vor unserem Hotel ein Kreuzfahrtschiff am Anlegen! Wir wussten ja, dass unser Hotel gleich am Meer ist, wir haben ja gestern die Lichter der Skyline gesehen, aber dass wir über dem Ocean Terminal schlafen, war uns nicht bewusst. Es ist ein reger Verkehr an diesem Terminal. Kreuzfahrtschiffe kommen und gehen. Sie sind immer nur kurze Zeit hier. Die Busse warten schon, um die Landgänger sofort auf ihre Touren zu führen; wieder zurück und weg sind sie in Richtung nächster Destination.
Nach einem wunderbaren Frühstück machen wir uns an die Arbeit. Heinz hat Offerten zu rechnen, die in der Zwischenzeit angefallen sind und Eveline bemüht sich, diesen Blog mit den Fotos zu vervollständigen. Es ist zum Verzweifeln. Das Hochladen der Fotos stellt sich als sehr schwierig heraus. Irgendetwas kann nicht stimmen, wenn man es 15 bis 20 Mal versuchen muss bis ein einziges Foto geladen ist.
Heinz will unbedingt sehen, wie die Ever Conquest ablegt. Von unserem Fenster aus, kann man den Hafen sehen. Aber wo ist sie? Nachdem er sie auch mit dem Feldstecher nicht ausmachen kann, schaut er im Internet nach und siehe da: die Ever Conquest war nur 12 Stunden im Hafen und hat um 6 Uhr in der früh schon wieder abgelegt. Das war's dann halt.
Dafür hat Heinz die Daten für unseren Container EISU8043070 erforscht im Internet. Es ist ein leerer Container, der von Rotterdam nach China retourniert wird. Etwa ein Drittel aller Container werden in dieser Ladung leer retourniert, damit sie in China wieder zur Verfügung stehen.
Fürs Mittagessen suchen wir ein Dim Sum Restaurant, das Heinz von früher kennt. Dim Sum sind die kleinen chinesischen Leckereien, die man nur mittags essen kann; gedämpfte Ravioli-Arten mit verschiedenen Füllungen oder auch Frittiertes wie Frühlingsrollen. Das Restaurant ist im Star House im 4. Stock. An einem Tisch am Fenster essen wir alle unsere Lieblingsspeisen mit Aussicht auf Hong Kong Island. Wir sind die einzigen Weissen. Rund um uns essen ganze Familien und unterhalten sich lautstark. Der Lärmpegel ist recht hoch, für uns etwas ungewohnt nach den ruhigen Mahlzeiten an Bord.
Den Nachmittag verbringen wir wieder vor den Laptops. Der Sonnenuntergang ist auch von diesem Zimmer her nicht zu verachten. Heinz wird fast fertig und Eveline wirft beim Tag 25 am Abend um 8 Uhr das Handtuch. Wir essen im Dan Ryan's Pub ein Club Sandwich (das beste der Welt). Anschliessend fahren wir mit der Star Ferry nach Hong Kong Island. Diese Fährverbindung ist einmalig. In alten Schiffen, die man wohl noch nie wirklich renoviert hat, fahren Tausende von Menschen täglich in beide Richtungen. Heinz ist vier Jahre lang mit der Star Ferry zur Arbeit gefahren und jeden Tag hat ihn die Überfahrt von neuem fasziniert.
Auf Hong Kong Island suchen wir das Wanch, ein Musik-Pub, das wir früher oft besucht haben. Der Taxifahrer kennt das Lokal nicht. Er setzt uns in Wanchai ab und siehe da, Heinz findet es auf Anhieb. Wir fühlen uns 20 Jahre zurückversetzt. Super.
Auf dem Rückweg entscheiden wir uns für das Tram. Das sind auch so alte, wacklige und doppelstöckige Dinger, die sich durch Hong Kong Island schlängeln. Wir sitzen im zweiten Stock ganz vorne und fahren in Richtung Happy Valley bis zur Endstation. Dort wartet das Tram ein paar Minuten und fährt weiter. Wir sind  der Annahme, dass wir schon wieder zurück zur Star Ferry kommen. Fasziniert schauen wir in die Strassen, sehen die Läden, wo chinesische Spezialitäten verkauft werden (nicht alle für unsere Mägen) und bestaunen die vielen neuen Hochhäuser. Da wir ja mehr in die Höhe schauen als auf Strassenschilder, wissen wir bald überhaupt nicht mehr, wo wir sind. Nach einer Weile steigen wir aus und nehmen ein Taxi, das ziemlich lange fährt bis zur Star Ferry. Wir waren am North Point gelandet, in einer völlig falschen Richtung.
Obwohl wir noch nicht viel draussen waren, haben wir schon enorm viel erlebt und gehen ganz befriedigt schlafen (in der Hoffnung nicht wieder um 6 Uhr früh wegen einem Motor aufzuschrecken).

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