Sonntag, 31. Oktober 2010

Tag 32– 29. Oktober 2010 (Freitag)

Heute ist der grosse Tag an Bord. Den Morgen verbringen wir mit fertig packen und letzten Vorbereitungen für heute Abend, wenn wir wieder Internetverbindung haben. 
   

Unser letzter Besuch am Bug. Eveline lässt noch einmal genüsslich die Beine über den Bugrand baumeln. Wir ziehen Bilanz:




Die Schiffsreise war ein Riesenerlebnis, enorm positiv für beide von uns und hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. Wir werden sicher wieder mit einem Frachtschiff reisen, allerdings würden wir gerne an verschiedenen Häfen landen, das Treiben im Hafen beobachten und wenn möglich sogar an Land gehen. Das wird bedeuten, dass es ein kleineres Feeder-Schiff sein wird, das Häfen beliefert, die von den grossen Schiffen nicht angelaufen werden können.
Unsere Sachen sind gepackt und stehen bereit. Wir wollen die letzten Stunden voll geniessen und alles mitbekommen, was die Einfahrt nach Hong Kong uns zu bieten hat.
Am frühen Nachmittag geht's los. Der Anker wird gelichtet und wir fahren langsam auf Hong Kong Island zu. Wir sind völlig fasziniert und sehr emotionell. Viele Orte erkennen wir wieder: Stanley, Repulse Bay und natürlich Parkview. 

Erinnerungen überschwemmen uns. Es ist einfach herrlich bei wunderschönstem Wetter in den Hafen von Hong Kong einzulaufen.
Dies alles können wir auf dem Brrückenausleger beobachten. Es ist für uns ein gigantischer Moment. Wir laufen nach 25 Tagen auf See wieder in einen Hafen ein und erst noch in Hong Kong.


Unterwegs sehen wir das grösste Containerschiff Emma Maersk, das es zurzeit gibt, mit 13'000 Containern und 14 Kolben. Die Aufnahme ist speziell für Bruno, die "Geschichte" dazu haben wir Ihm bereits kommuniziert.
Kurz vor der riesigen Brücke die zum Flughafen führt, werden wir von Schlepper-Booten abgeholt, die uns ziehen und stossen, denn kaum sind wir unter der modernen Brücke durch, werden wir gewendet. Diese letzten paar hundert Meter und das Wendemanöver im Hafen kann die Ever Conquest nicht mehr aus eigener Kraft machen, denn bei so wenig Tempo ist sie schlecht manövrierfähig.




Kaum haben wir angelegt, die Treppe ist noch nicht einmal ausgefahren, werden schon Container abgeladen. Dieser Hafen ist ungeheuerlich effizient, die Schiffe liegen nie lange hier. Wir wurden instruiert, dass wir bereit stehen sollen, wenn die Ever Conquest anlegt. Kaum ist die Treppe befestigt, steht der Agent schon auf Deck und nimmt uns mit. Unser Abgang ist etwas überraschend und ohne Aufheben. Von den Offizieren sehen wir niemanden mehr. Alle sind an der Arbeit.
So werden wir flugs in einen kleinen Bus gesteckt und nach Hong Kong Island zur Einwanderungsbehörde gebracht. Der Agent hat alles vorbereitet, wir müssen ihm nur unsere Pässe geben und Präsenz markieren. Nach 10 Minuten sitzen wir wieder im Bus und werden ins Hotel Marco Polo in Kowloon gefahren. Alles passiert mit absoluter Hong Kong Effizienz.
Im Hotel sind wir sehr gut aufgehoben. Wir haben ein Zimmer mit schöner Aussicht über den Hafen und vielen Annehmlichkeiten wie z.B. Internetanschluss für unsere Notebooks. Wir gehen noch schnell runter und essen mit Sicht aufs Meer bevor wir ziemlich kaputt ins Bett sinken.

Tag 31– 28. Oktober 2010 (Donnerstag)

Wir sind immer noch vor Anker südlich von HongKong Island, und daher interessiert uns natürlich heute auch vor allem die Situation am Bug:

 

Und auf dem Radarbild


Aber auch die Aussicht ist beachtlich. Wir sind nämlich in Sichtkontakt zu Hong Kong Island und sehen bis nach Aberdeen, wo früher die Leute auf Booten gelebt haben. Heute hat es da Hochhäuser und die sehen wir im Dunst.



Wir fangen an zu packen, Der genaue Zeitpunkt des Ankerlichtens ist noch nicht klar, im Moment spricht man so von 4 bis 5 Uhr morgen Nachmittag. Da wollen wir bereit sein, um die Einfahrt nach Hong Kong mit zu verfolgen. Es gibt so vieles einzupacken, immerhin war unsere Kammer auf der Ever Conquest für 25 Tage unser zuhause. Aber irgendwie kriegen wir das schon alles in unsere Koffer, hoffentlich sogar, ohne dass wir noch viel zusätzlich tragen müssen.
Am Nachmittag erhalten wir unsere Dokumente wie Pässe etc. vom Kapitän zurück (er brauchte diese z.B. bei der Einfahrt in den Suez Kanal) und bezahlen unsere Rechnung. Da alles, was wir konsumierten zollfrei ist, hält sich diese Rechnung sehr im Rahmen. Es ist doch auch schön am Ende von Ferien nicht den ATM aufsuchen zu müssen, weil das Ferienbuget zu klein war. Die neueste Meldung von der Hafenbehörde ist, dass wir früher in Hong Kong anlegen werden. Die Anker werden voraussichtlich um 14.30 h gelichtet. Wir sind froh darüber. Zum einen ist dann noch hell, wenn wir reinkommen, und wir sehen alles besser. Zum anderen werden wir mehr Zeit haben, unsere dringenden Angelegenheiten zu erledigen, wie z.B. die Email Box von Eveline wieder zu aktivieren, die wegen Überlastung gesperrt ist.

Am Abend findet eine Party statt. Es gehen noch zwei weitere philippinische Seeleute von Bord und da wird ordentlich gefeiert, Karaoke gesungen und getrunken. So sehr lange geht es aber nicht, denn sie müssen ja alle am nächsten Morgen wieder arbeiten.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Tag 30. / 27. Oktober 2010 (Mittwoch)

Der heutige Eintrag ist der letzte, den wir an Marlies schicken und den sie fuer uns veroeffentlichen wird. Wir danken dir nochmals herzlich fuer deinen Einsatz, Marlies. Dank dir konnten wir diesen Blog am Leben erhalten.
 
Unsere Kommunikation nach aussen hat im sogenannten Crew Kiosk stattgefunden, sei es mit den beschraenkten Email-Moeglichkeiten oder ueber das Satelliten-Telefon. Wir freuen uns darauf, wenn wir bald wieder die gewohnten Kommunikationsmittel haben. Das war fuer uns eine wertvolle Erfahrung, in der heutigen Zeit der fast unlimitierten Kommunikationsmoeglichkeiten meistens von unserer Umwelt abgeschnitten zu sein.

 Und gleichwohl: ploetzlich hatten wir zwischendurch immer wieder mal Empfang auf unseren Mobiltelefonen. Gestern Abend zum Beispiel, auf der Hoehe der Parcel Islands (kleine Inseln vor Vietnam) kamen SMS rein, die wohl seit Sonntag im Aether schwirrten. Darueber freuen wir uns immer besonders.

Im Verlaufe der letzten Nacht sind wir in einen Nordost Monsun geraten. Die ganze Nacht haben wir bei etwa 4 bis 5 Meter hohen Wellen die bekannte Zapfenzieher-Bewegung erlebt. So haben wir nicht wirklich gut geschlafen.

Zum Fruehstueck gibt es Beef Tartar. Wie bitte? Zum Fruehstueck? Eveline sieht sich das an: Der Koch steht vor einem riesigen Stueck gefrorenen Rindfleisch und schabt mit einem Chinesen-Messer das Fleisch. Sie entscheidet, dass das interessant ist und isst Tartar schon um 7.30. Es ist gut, vor allem nachdem sie noch etwas nachwuerzt. Es fehlt nur noch der Champagner (dann haette vielleicht auch Heinz mitgemacht).

Es wird immer kuehler und die Klimaanlage laeuft auch. Wir ziehen uns wieder waermer an mit Unterhemden, Jeans und Socken.

  

Wie auf dem Radarbild zu sehen ist, sind wir schon recht nahe an Hong Kong. Das Wetter beruhigt sich immer mehr. Um 3 Uhr beginnen wir ausserhalb des Territoriums von Hong Kong zu ankern.






 
Auf diesem Bild sieht man, dass der Hauptmotor ausgeschaltet und das Ruder in der Mitte ist, somit ist die Ever Conquest in Ruheposition, in unserem Falle geankert.




Es ist wieder schoen ruhig an Bord, wir koennen uns bewegen, ohne von einer Seite zur anderen zu taumeln. Und es erwartet uns ein wunderschoener Sonnenuntergang mit weiteren geankerten Schiffen im Hintergrund.


Tag 29. / 26. Oktober 2010 (Dienstag)




Heute morgen gehen wir wieder vor zum Bug. Das Wetter ist ja wunderbar. Auf dem Weg entdecken wir grosse Voegel. Je naeher wir kommen, stellen wir fest, dass es eine riesige Moewenart ist. Sie schweben ueber dem Bug (das Schiff faehrt immerhin mit 40 km/h und der Wind blies ziemlich), beobachten das Meer und ploetzlich stechen sie mit enormer Geschwindigkeit ins Meer, wo sie Fische fangen. Nach der Mahlzeit kommen sie von hinten uebers Schiff geflogen und fangen am Bug vorne wieder an.


Diese Voegel faszinieren uns, wir koennen uns kaum satt sehen. Eigentlich wollten wir nur schnell an den Bug, da habe ich mich zum ersten Mal nicht mit Sonnenmitteln eingestrichen. Jetzt ist mein Gesicht ziemlich rot, denn wir blieben mehr als eine halbe Stunde in Sonne und Wind sitzen.

Am Mittag auf der Bruecke zeigt uns der zweite Offizier die Seekarten von Hong Kong und wo wir morgen ankern werden. So stimmen wir uns langsam auf Hong Kong und das Ende unserer Seereise ein.

Am Abend merken wir, dass die Temperaturen kuehler werden, so um die 25 Grad C. Wir fahren seit Singapur stets nach Norden und das merken wir jetzt langsam. Wir sind gespannt, wie die Temperaturen in Hong Kong sein werden. Gut, dass wir noch einen Whiskey in unserer Kammer haben, das waermt uns schoen.

Tag 28 / 25. Oktober 2010 (Montag)

Heute ist wieder ein Tag fuer unsere Projekte und zum Faulenzen. Nicht mal der Balkon lockt so sehr. Wir sind jetzt einen grossen Teil des Tages auf der Sonnenseite und da ist es einfach zu heiss.

Heinz ist mit allem anderen ajour und beginnt heute mit dem Film ueber diese Reise. Es wird sicher eine tolle Sache, denn er ist mit voller Begeisterung dabei.

Im Indischen Ozean vor der Kueste Indonesiens, so hoeren wir, gab es heute ein Erdbeben von der Staerke 7.4. Das entspricht der Staerke des Erdbebens in Kobe / Japan vor einigen Jahren. Es geht eine Tsunami Warnung an alle Schiffe. Uns betrifft es zum Glueck nicht, da wir ja gar nicht mehr in der Gefahrenzone sind. Wir haben keine Ahnung, ob dieses Beben Schaeden angerichtet hat. Nachrichten hoeren wir hier natuerlich keine.

Tag 27 / 24. Oktober 2010 (Sonntag)

In der Nacht beginnt es stark zu regnen, richtig tropisch. Beim Aufwachen prasselt es an die Scheiben, es blitzt und donnert und das Schiff rollt mal wieder.

Nach dem Fruehstueck stellen wir fest, dass es stark nach Rauch riecht. Komisch, und wir koennen gar nicht rausfinden, wo es herkommt. Es muss von draussen durch die Klimaanlage angesaugt worden sein.

In der Strasse von Malacca haben wir Mobiltelefon-Empfang, am Anfang von einem malaysischen Anbieter, spaeter von einem indonesischen. Hier ist alles recht nahe beieinander. Wir sind riesig gespannt auf Singapur. Wir werden so nahe an der Stadt vorbeifahren, dass wir einiges sehen sollten. Aber wir muessen uns noch etwas gedulden.

    

Bei unserem Besuch auf der Bruecke sehen wir auf dem Radarbild, dass es schon ganz viele Untiefen hat. Wir kommen Singapur immer naeher. Und ploetzlich sehen wir im Dunst die Stadt.




Wir erkennen sogar das neue Wahrzeichen, das Hotel mit den 3 Hochhaeusern, zuoberst verbunden mit einem umgekehrten Surfboard. Auf dem 'Surfboard' befindet sich die Poolanlage mit wunderschoenem Rundblick.




Wir rufen Roes und David an, die in Singapur leben und freuen uns riesig, ihre Stimmen zu hoeren, auch wenn die Verbindung erstaunlich schlecht ist. Sie erzaehlen uns, warum die Sicht so schlecht ist. In Indonesien sind Brandrodungen im Gange. Der Rauch zieht genau in Richtung Singapur. Daher kam auch der Rauch am Morgen.

Heinz ruft Hans an, der  auf einer Faehre von Bintan (Indonesien) nach Singapur sitzt. Ein paar Minuten spaeter ruft er zurueck. Wir sind eben genau vor der Faehre durchgefahren und Hans hat dabei ein Foto gemacht. Super Timing!


Die Strasse von Singapur ist eine der meist befahreneren Meeresstrassen der Welt. Obwohl die Sicht beeintraechtigt ist, erhalten wir davon einen Eindruck. In alle Richtungen fahren Schiffe.


Schon eine Stunde nach Singapur ist das Wetter wieder bestens und wir fahren im Sonnenschein an einer Bohrinsel vorbei.

Jetzt, wo wir Singapur gesehen haben, haben wir das Gefuehl naeher an zuhause zu sein. Die Vorfreude waechst.

Montag, 25. Oktober 2010

Tag 26 / 23. Oktober 2010 (Samstag)

   
Der Sonnenaufgang ist wieder super und wir geniessen die frische, warme Luft. Die letzten N?chte waren so toll, wir denken, man h?tte draussen schlafen koennen.



Am Morgen sind wir nicht alleine am Bug. Ueberall wird frisch gestrichen. Der Rost, bedingt durch die asse / salzige Umgebung, ist ein grosser Feind der Schiffe, es wird ununterbrochen daran gearbeitet, das Schiff in einem Top-Zustand zu halten, sei es innen, aussen oder an den Maschinen. 

Und ploetzlich sieht Eveline Delfine! Geduldig warten wir auf ein weiteres Auftauchen dieser schoenen Tiere, aber vergeblich. Deshalb ist halt auch nichts auf dem Bild, ausser Wasser.



Heute umrunden wir Bandar Ache, der Ort in Indonesien, der so stark vom Tsunami betroffen war. Und schon sind wir in Strasse von Malacca. Wir sehen sehr viele andere Schiffe, jetzt wo wir uns dem Nadeloehr Singapur n?hern, was man auf dem obigen Bild gut sieht.

Zum Mittagessen gibt es (wieder) Linsensuppe, wie bis jetzt jeden Samstag. Eveline mag das nicht und l?sst das Mittagessen aus. Dass es ausgerechnet Linsensupppe sein muss, die sich wiederholt! Ansonsten sind wir beeindruckt, wie viele verschiedene Gerichte wir schon gegessen habe, die einen aufregend, die anderen weniger. Man gibt sich wirklich Muehe, den Leuten kulinarische Abwechslung zu bieten.

Am Nachmittag haben wir nochmals die Moeglichkeit im Maschinenraum Film- und Fotoaufnahmen zu machen, wie schon beim ersten Mal sind wir sind fasziniert. Ein grosser Unterschied ist die Temperatur. Letztes Mal war es noch ganz angenehm, aber jetzt wo wir in den Tropen sind, ist es schon sehr heiss. Wiederum konnten wir interessantes im Gespraech mit dem Chief Engineer in Erfahrung bringen. Kleines Muesterchen: Taeglich einmal wird der Hauptmotor von der normalen Eco-Speed hochgefahren auf beinahe Full-Speed, u.a. um die 3 Turbos 'durchzuputzen'. Dabei wird Nusschalen-Granulat in die Ansaugluft eingespiesen um um so die Turbofluegel zu reinigen. Wer haette sich sowas gedacht?

Nach dem Nachtessen wollen wir noch etwas frische Luft schnuppern. Das Wetter hat sich stark veröndert in den letzten Stunden. Grosse, grauschwarze Wolken h?ngen schwer am Himmel. In der Distanz regnet es schon. Ploetzlich sehen wir eine grosse Rauchwolke. Es ist ein richtiger Seelentroester, der vor uns im Meer treibt. Wir wissen nicht, was mit ihm los ist. Der Kamin qualmt ganz fuerchterlich und wo wir näher kommen, sehen wir, dass das Schiff in einem schrecklich verwahrlosten Zustand ist.

Tag 25 / 22. Oktober 2010 (Freitag)




Nach dem Fruehstueck spazieren wir zum Bug. Auf dem Weg bewundern wir die wunderschoenen Muster, die entstehen, wenn das Wasser vom Bug aufgeschaeumt wird. Da es im Moment etwas groessere Wellen hat, schliesslich sind wir ja mitten in einem Ozean, ist auch der Schaum wilder. Das Wetter ist wieder toll und wir sitzen eine ganze Weile da und beobachten die Wellen. 


Aber allzu lange koennen nicht an der Sonne bleiben, denn die Einstrahlung ist sehr intensiv. Offensichtlich gibt es immer wieder Passagiere, die sich stark verbrennen, was nicht erstaunlich ist, denn im Fahrtwind ist die Sonne sehr gut auszuhalten.

So entscheiden wir uns zu schwimmen. Da die Ever Conquest am Rollen ist, sieht es im Pool aus wie auf dem offenen Meer, mit richtigen kleinen Wellen. Es ist ein eigenartiges Gefuehl so im Pool zu baden. Das Wasser ist auf dem ganzen Schiff nirgends so kalt, wie im Pool. Es hat sich dank der Klimaanlage von 30 auf 25 Grad abgekuehlt. Fuer Heinz ist das zu kalt und auch Eveline haelt es nicht lange aus.

    

Dem ziehen wir einen Ap?ro auf unserem Balkon vor. Da ist es gemuetlich, angenehm warm und fast windstill.






Nach dem Nachtessen gehen wir uns den Sonnenuntergang ansehen. Dabei treffen wir auf den ersten Offizier und freuen uns ueber das interessante Gespraech (und dass er von uns beiden eine Foto macht). Immer wieder koennen wir mit verschiedenen Seeleuten ein paar Worte wechseln und erfahren dabei viel Interessantes, nicht nur Maritim-Betreffend, sondern auch ueber andere Kulturen. Wir haben an Bord Staatsangehoerige von Deustchland (Kapitaen und Chief Engineer, Matrose und 2 Azubis), den Philippinen (Mehrheit der crew), Polen, Serbien / Montenegro.

 Bevor wir wieder in unsere Kammer zurueckkehren, praesentiert sich der Mond nochmals von seiner schoensten Seite.

Tag 24 / 21. Oktober 2010 (Donnerstag)

Das Wetter auf dem Indischen Ozean ist wunderbar. Es hat immer ein paar Wolken, aber ansonsten ist es sehr angenehm, nicht allzu heiss und sonnig. Bei unserm Besuch auf der Bruecke sehen wir, dass wir relativ nahe an Sri Lanka sind und der Kueste entlang den suedlichsten Spitz umrunden.

Der Tag verlaeuft ziemlich ereignislos, wie das auf hoher See bei gutem Wetter so ist. Die Ever Conquest rollt seit ein paar Tagen wieder, aber daran haben wir uns gewoehnt. Wir arbeiten an unseren Projekten und gehen immer mal wieder nach draussen. Zu sehen gibt es aber eigentlich nicht viel: Wasser, Wolken und das Schiff und trotzdem geniessen wir es. Das ausserordentlichste am Tag ist wahrscheinlich, dass es wieder ein Seemannssontag ist, d.h. es gibt Eis zum Nachtisch und Kuchen am Nachmittag.


Wieder geniessen wir am Abend den Sonnenuntergang und den aufgehenden Mond. Von diesem Naturschauspiel bekommen wir nicht genug.

Vor dem Schlafengehen benutzen wir zum ersten Mal die Telefonkarte, die wir ueberraschenderweise fuer das Satellitentelefon kaufen konnten. Wir verblueffen Trix und gratulieren ihr zum runden Geburtstag. Die Verbindung ist gut, wenn auch etwas mit Verzoegerung und Trix ist voellig perplex, dass wir vom Schiff aus telefonieren koennen.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Tag 23 - 20. Oktober 2010 (Mittwoch)


Der Schiffalltag hat auch heute unsere Aktivitaeten bestimmt: Essen, ruhen, Projekte bearbeiten, Balkonien geniessen und das Ganze wieder von vorne. Beim Arbeiten entdeckt Heinz wieder mal ein Schiff das uns entgegen kommt, eine beliebte Abwechslung.





Das Highlight kam in der Nacht. Es ist uns aufgefallen, dass der Mond schon ziemlich voll ist. Ob es gestern Nacht Vollmond war, wissen wir nicht, aber es war in der Nacht so hell, dass wir aufgestanden sind, um uns das Mal etwas genauer anzusehen. Alles war in blaues Mondlicht getuencht und es war auch bei Nacht noch angenehm warm. Eine Mondnacht auf dem Indischen Ozean!

Tag 22 - 19. Oktober 2010 (Dienstag)

Am Morgen wird es Eveline klar, dass sie gestern Abend einen Koller hatte. Wir haben uns ja vieles vorgestellt, das eintreffen koennte oder eben auch nicht. Wie erwartet, wurden wir beide nicht seekrank. Wider Erwarten war Eveline vom Maschinenraum begeistert. Wie erwartet findet Heinz alles super und faszinierend, er ist in seinem Element. Aber wir hatten nie erwartet, dass es ploetzlich schwierig werden koennte, so lange an Bord zu sein. Es sind jetzt 2 Wochen, dass wir nicht mehr an Land gingen und wir sehen einfach nur Wasser und sind dem Schiff und seiner Seetuechtigkeit einfach ausgeliefert. Wir haben keinen festen Boden unter den Fuessen, nur diese vibrierende Stahlhuelle. Sehr wahrscheinlich hatte Eveline einen "Seekoller", wie sich das fuer Landratten gehoert.

Beim Aufwachen hat sich die Lage wieder normalisiert, Eveline fuehlt sich wohl und kann die Fahrt wieder geniessen.

Bei unserem mittaeglichen Besuch auf der Bruecke koennen wir dem Kapitaen einige Fragen stellen. Wir sind ja sehr interessiert und da kommen immer wieder Fragen auf. Wir finden heraus, dass die Handelsmarine kein Ort ist, wo man das grosse Geld verdienen kann; im Gegenteil: Vergleichbare Arbeiten an Land sind wesentlich besser bezahlt, obwohl diese Maenner hier einen Riesen-Einsatz leisten und hoch qualifiziert sind. Die Liebe zu ihrer Arbeit und die Herausforderung auf See laesst sie offensichtlich immer wieder zurueckkehren.

Auch heute sehen wir nur Wasser, Wasser, Wasser, nein halt: Heinz sieht etwas auf dem Wasser und erkennt mit seinem Fernglas, dass es eine Buechse ist; mitten im Indischen Ozean!

Bei ihrem nachmittaeglichen Faulenzen auf dem Balkon wird Eveline von Fliegen gestoert und wir sehen auch immer wieder mal einen Vogel, der auf seiner grossen Reise hier an Bord gemuetlich Pause macht. Es ist schon erstaunlich, dass wir so weit weg vom Land noch Tiere an Bord haben.

Am Nachmittag laesst sich Heinz die Haare schneiden. Scheinbar ist auf jedem Schiff ein Matrose, der Haare schneidet. Er macht das nur mit einer Schneidmaschine und einem Kamm. Eine Schere hat er nicht. Er macht das richtig gut und Heinz ist mit dem Resultat zufrieden.

Tag 21 - 18. Oktober 2010 (Montag)

Schon seit Suez sehen wir einfach nur Wasser, von morgens bis abends. Ab und zu kreuzen oder ueberholen wir andere Schiffe, ein Highlight (vor allem fuer Heinz).

Wir kommen nach wie vor gut voran mit unseren Projekten, obwohl wir viel einfach faulenzen. Aber heute wollen wir baden gehen. Es ist ein ganz spezielles Gefuehl, denn man spuert das Vibrieren, sogar im Wasser und vor allem, wenn man die Wand oder Boden des Schwimmbades beruehrt. Wir geniessen die Entspannung im warmen Wasser (27 Grad), das sich waermer anfuehlt, weil der Raum so schoen warm ist.

Entwarnung: die Gegend mit den Piraten ist durchfahren und wir duerfen uns wieder frei bewegen. Vor dem Nachtessen gehen wir an den Bug, eine schoene Stimmung, und ganz wenig Wind (wo sich Eveline doch gefreut hat, dass ihre Haare im Wind fliegen).



So laesst sie den Abend halt auf dem Balkon ausklingen, wenn es schon nicht so windig ist. Da kann sie es richtig geniessen draussen.


Beim Einschlafen bekommt Eveline Probleme mit dem Atmen. Was soll denn das nun? Es ist ihr ein Graus, dass das Schiff einfach immer nur faehrt. Sie wuerde am liebsten einfach mal raus, an Land. Mitt Baldrian und Oel-Tropfen schlaeft sie endlich ein.

Tag 20 - 17. Oktober 2010 (Sonntag)

Heute ist Sonntag, das wissen wir sofort, wenn wir den Fruehstueckstisch anschauen. Da hat es naemlich Broetchen auf dem Tisch! Die sind aufgebacken und eine geschaetzte Abwechslung zum Pumpernickel, das wir zwar sehr gerne moegen, aber schon die ganze Woche essen. Die gesamten Lebensmittel, ausser Fruechten und Salat, sind gefroren. Es ist eine Herausforderung fuer den Koch, uns alle immer zufriedenstellend zu bekochen. Er macht das sehr gut. Wir essen interessante Gerichte. Mit der Terminologie hat er es allerdings nicht so. Auf dem Menue stand 'Casserole' und wird kriegten Kasseler, ein anderes Mal steht da 'gratinated fish' und wir bekamen Fisch aus dem Ofen bedeckt mit mediterranem Gemuese. So ist doch auch bei den Mahlzeiten immer fuer Spannung gesorgt (auf dem Bild sieht man den Koch waehrend der Notuebung, als er grad schnell im zwischendurch im Kochtopf ruehrte).

Am Nachmittag gibt es, halt immer noch weil es Sonntag ist, Kaffee und Kuchen. Heute ist eine gern gesehende Abwechslung, da wir ja draussen nichts Interessantes machen koennen. Wo Eveline sich auf den Liegestuhl setzen will, wird sie fast weg gewindet. So gemuetlich ist das nicht und sie entscheidet sich bald, wieder nach drinnen zu gehen.

So geniessen wir einen richitg faulen Tag. Am Abend erfahren wir, dass wir eine Telefonkarte kaufen koennen, mit der wir per Satellit telefonieren koennen. Das wollen wir versuchen. Wir sind ja gespannt.

Dienstag, 19. Oktober 2010

Tag 19 - 16. Oktober 2010 (Samstag)

Am Morgen kommen wir zum Fruehstueck und sind ganz alleine. Alles ist schon abgeraeumt. Was ist denn hier passiert? Und dann kommen wir drauf: Irgendwie schienen wir die Meldung, dass die Zeit in der Nacht eine Stunde vorgestellt wird, nicht mitbekommen zu haben. Der Koch zaubert aber doch noch was aus dem Hut fuer uns.

Wir erkundigen uns bei einem Offizier und, ahh, nun bekommen wir eine Liste mit Bemerkenswertem fuer den Rest der Reise. Jetzt sind wir informiert ueber die weiteren Zeitumstellungen. Es ist genau so, wie uns das schon vor der Reise mitgeteilt wurde: wir bekommen alle Informationen und das meiste was wir moechten, aber muessen sie uns selbst holen.

Am Nachmittag dann die Durchsage auf dem Lautsprecher: Wir kommen in die Sicherheitsstufe 2, d.h. wir kennen das Notsignal fuer drohenden Piratenuebergriff, Sammelplatz bei Notsignal und alle muessen nachts verdunkeln, also wir muessen die Vorhaenge zuziehen, alle Luken werden verdeckt, etc.

Da wir kein Land mehr sehen, nimmt der Schiffsalltag seinen Lauf. Eveline will am Nachmittag den neuen Liegestuhl ausprobieren. Es windet stark, aber es ist wunderschoen und wie erwartet, haben wir auf unserem Balkon meistens Schatten (POSH - Seite ! ), was wir sehr zu schaetzen wissen. Es ist aber schon ein etwas komisches Gefuehl zu wissen, dass sie auf dem Balkon sitzt, in einer Gegend, wo immer wieder Piraten sind. So wahnsinnig wohl ist ihr nicht und sie kommt bald wieder in die Kammer.

Zu dem Begriff POSH: Das ist ein altes, englisches Wort und bedeutet todschick, piekfein oder wie heute die Jungen sagen, ladida. Der Begriff kommt von der Seefahrt und ist die Abkuerzung fuer: port over - starboard home. Die besser betuchten Englaender, die es sich bei der Ueberfahrt nach Indien leisten konnten, fuhren auf dem Hinweg auf der Backbord-Seite (links) und auf dem Heimweg auf der Steuerbord-Seite (rechts). So war ihre Kammer auf der Ost-West-Route immer gegen Norden gerichtet und entsprechend kuehler. Als wir bei der Buchung gefragt wurden, welche Kammer wir wollten, wussten wir im Moment gar nicht, was wir sagen sollten. Beide Doppelkammern sind praktisch identisch, nur seitenverkehrt. Da erinnerten wir uns an das Wort 'posh' und buchten entsprechend die Backbord Kammer. Das hat sich enorm bewaehrt und wir sind, jetzt wo es so richtig heiss ist, jeden Tag froh ueber unsere Entscheidung. Zum einen scheint die Sonne nur morgens in unsere Kammer, da wir Fenster auch frontseitig haben, und zum anderen ist unser Balkon einen schoenen Teil des Tages am Schatten.

Tag 18 - 15. Oktober 2010 (Freitag)

Es wird waermer: Wassertemperatur ist 28 Grad C, bei 32 Grad C am Schatten. Nun kommt Bewegung in unseren Ferienteil.


Der wachhabende Offizier laesst fuer uns Liegestuehle bereitstellen, damit wir das schoene Wetter auch richtig geniessen koennen. Diese muessen wir aber gut anbinden, damit sie uns nicht wegfliegen. Auch der Pool wird heute gefuellt. Der Service ist ja wirklich super.


 

Die Stimmung ist entspannt. Man ist wieder unter sich, keine Fremdlinge sind mehr am Bord. Wir spazieren wieder zum Bug. Es ist da einfach so friedlich.

 


Heute ist auch eine Notuebung geplant. Wir muessen auch antraben, allerdings mehr zur Zier. Die ganze Mannschaft muss an den Musterungsplatz auf Deck A, bewaffnet mit Helm und Schwimmwesten. Alle werden gezaehlt und man begibt sich in das Innere des Rettungsbootes. Heinz findet das wahnsinnig spannend und geht auch mit rein ins Rettungsboot. Da uns Passagieren die Teilnahme an diesem Teil der Uebung frei steht, bleibt Eveline lieber draussen. Der Bericht von Heinz genuegt ihr. Drinnen ist es sehr heiss, aber sehr organisiert. Jeder hat seinen zugeteilten Platz und richtet sich die Sicherheitsgurten passend ein, damit er im Notfall alles schon richtig vorfindet (nur Eveline waere da in dem Fall etwas aufgeschmissen, aber die anderen haetten ja dann Zeit, ihr zu helfen). Ziemlich verschwitzt wird die Uebung nach ein paar weiteren Instruktionen beendet.

Wir werden ueber die Sicherheitsvorkehrungen fuer die naechsten paar Tage, waehrend denen wir uns in den Gewaessern mit den Piraten von Somalia befinden, instruiert. Gleichzeitig wird uns auch bestaetigt, dass wir in einem sehr sicheren Schiff sind, schon nur durch die Groesse und das Tempo schwierig fuer Piraten zu entern. Aber trotzdem wird Sicherheit grossgeschrieben.

Am Abend spielen die Philipinos Basketball und laden uns zum Zuschauen ein. Der Platz ist ganz hinten am Heck. Sie spielen inmitten von Maschinen und hinten ist ein grosses Netz gespannt, das die Baelle am Rausfallen hindert. Es ist schoen zu sehen, dass sie nach der Arbeit zusammen Spass haben. Immerhin sind diese Maenner 7 bis 9 Monate ununterbrochen auf See und muessen sich verstehen, sonst wuerde es sicher schwierig fuer sie.