Dienstag, 19. Oktober 2010

Tag 16 - 13. Oktober 2010 (Mittwoch)




Nach dem Fruehstueck schlendern wir entlang den Containern zum Bug. Erstaunlicherweise haben wir eine fast liebevolle Beziehung zu unseren Containern aufgebaut. Vor allem derjenige vor unserem Fenster (EISU 804207), den sehen wir immer und er stoert uns ueberhaupt nicht, er kommt ja nur bis in die Haelfte des Fensters. Zur Seite raus sehen wir ungehindert aufs Meer.



 


Auf dem Weg zum Bug wird es immer ruhiger, bis wir den Motorenlaerm ueberhaupt nicht mehr hoeren und auch kaum mehr Vibrationen spueren. Wir hoeren nur noch das Knarren der Container, die aneinander ziehen und ab und zu ein Kuehlgeraet fuer diejenigen Container, die verderbliche Ware mitfuehren.

 


Vorne am Bug ist es wunderschoen ruhig. Das dauernde Brummen in den Aufbauten, wo wir wohnen, stoert uns ueberhaupt nicht. Man gewoehnt sich voellig dran. Aber wenn es ploetzlich so schoen ruhig ist, geniessen wir es total. Wir treffen auf unsren Mitpassagier und unterhalten uns ueber dies und das. Man trifft sich sonst nicht so viel, das Schiff ist ja gigantisch gross, eigentlich nur bei den Mahlzeiten und halt eben mal bei einem Spaziergang.

Am Nachmittag kommen wir in Port Said an und Ankern bei schoenem, warmem Wetter vor der Stadt. Das Wetter ist schoen und warm und wir koennen auf Deck beobachten, wie noch ganz viele andere Schiffe ankern.

Die Mobilfunkverbindung ist wackelig, aber vorhanden. Wir schaffen es, mit den Eltern zu sprechen und erfahren, dass sie den Umzug gut ueberstanden haben und in ihrem neuen Heim zu Wohnen anfangen koennen. Es ist schon ein eigenartiges Gefuehl, dass wir immer wieder von der Umwelt abgeschlossen sind. So ist es eine Erleichterung mit der Familie wieder Kontakt aufnehmen zu koennen, vor allem in einer Zeit, wo sich an allen Fronten so viel veraendert.

Jetzt gehen wir nochmal nach vorne zum Bug und sehen, was uns sonst verborgen bleibt: die Ankerkette und der Unterbau der Ever Conquest. Und es ist voellig ruhig, obwohl wir von einer Vielzahl von Schiffen umgeben sind.

           


Wir freuen uns darauf, heute Nacht etwas zu sehen und haben deshalb schon etwas vorgeschlafen, damit wir nachts fit sind. Beim Nachtessen erfahren wir aber, dass wir nicht durch die Stadt in den Kanal einfahren.



Heinz kann es nicht lassen und geht raus, wenn wir um 23 Uhr weiter fahren. Eveline wagt es nicht, denn die Decks sind schluepfrig von der Feuchtigkeit und es ist voellig dunkel, damit moeglichst wenig Licht die Sehfaehigkeit der Crew ablenkt. Heinz sieht viel, z.B. des Gerangel der Boote mit Leuten, die an Bord wollen. Es kommen der Lotse, ein Elektriker (der nichts anderes tut als den Scheinwerfer ganz vorne anzuwerfen) und vier Linesmen (Matrosen), die an Bord sind fuer den Notfall, wenn das Schiff gestoppt werden muesste im Kanal. In diesem Fall wuerden sie mit ihrem Boot und Seilen zu den Pollern fahren, die in regelmaessigen Abstaenden platziert sind. Sie befestigen so das Schiff und verhindern dass es nicht wegdrifted.

Heinz ist so fasziniert, dass er gar nicht merkt wie die Zeit vergeht. Eveline liest in der Kammer und fragt, sich wo er wohl bleibt, kann aber nachts so wenig sehen, dass sie ihn auch nicht suchen kann. Erst um 2 Uhr in der Nacht entscheidet sich Heinz, schlafen zu gehen. Aber es ist alles verschlossen. Da sich Fremde an Bord befinden, werden alle Kammern abgeschlossen und natuerlich auch die Tueren nach aussen. Nach laengerem Suchen findet er einen Matrosen, den er auf sich aufmerksam machen kann und der ihn rein laesst.

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